Sonntagsspaziergang / 6. März 2016

Da ich ja offenbar nicht genug Disziplin habe, regelmäßig einen Blog-Artikel zu schreiben, habe ich mir etwas einfallen lassen: Den Sonntagsspaziergang durch die Online-Welt. Einfach ein paar bemerkenswerte Links, über die ich in der vergangenen Woche gestolpert bin.

Den Anfang macht Musik. Leonard Cohen in einer Aufnahme von 1968. Irgendjemand hat das angenehmer Weise mit allen analogen Störgeräuschen des Vinyls auf YouTube gestellt. Seit ich den Link gefunden habe, höre ich nichts anderes. Auch, weil die Mono-Aufnahme dem verbliebenen linken Lautsprecher meiner zerstörten Boxen sehr entgegen kommt.

 

Nun aber zu etwas Lustigen. Der unbeschreibliche Marc Carnal hat auf FM4 einen hübschen Text veröffentlicht, in dem es um… ja, um was geht es eigentlich? Jedenfalls demonstriert er, welche Freiheiten man als Journalist nicht hat, lästert über Immobilienmakler und hat eine feine Geschichte über das Michael-Jackson-Denkmal in Mistelbach eingeflochten.

Ich spiele ja keine Computerspiele mehr. Irgendwie langweilen sie mich. Egal wie komplex sie sind, sie folgen doch immer recht simplen, durchschaubaren Mustern. Jetzt könnte man natürlich entgegen, dass genau diese Beschränktheit der Spiele-Welt es ist, die ein Spiel zum Spiel macht. Aber was mich anfänglich an Computerspielen fasziniert hat, war die Vorstellung, dass der Bildschirm zum Fenster in eine andere Welt wird. No Man’s Sky wäre also ein Spiel ganz nach meinem Geschmack.

Weiter geht’s mit Links zum Standard. Dort hat Marlene Streeruwitz einen klugen Text über das Frausein in Österreich veröffentlicht. Ich bin zwar keine Frau – und nebenbei bemerkt auch nicht mehr in Österreich – aber man müsste schon beschränkt sein, um zu denken, sogenannte Frauenfragen gingen nur Frauen was an. Vor allem, wenn bei ihrer Bearbeitung solche Aussagen entstehen: „Die Reality-Dramaturgie von Medienereignissen wie der Oscarnacht oder Heidi Klums Top-Model-Wahl verwandelt das Feilbieten seiner oder ihrer selbst zum Drama des Persönlichen und beutet damit die da arbeitenden Personen endgültig in ihren tiefsten Lebensentwürfen aus.“

Als ich nach Neukölln gezogen bin, durfte ich mir von Bekannten Sätze wie „Was, Neukölln? Da würde ich mich nachts nicht auf die Straße trauen!“ anhören. Das ist Quatsch. Man kann in Berlin und auch in Neukölln wunderbar nachts durch die Straßen spazieren und ist so sicher, wie man nur sein kann. Aber wie immer, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, kommt es manchmal zu Kollisionen. Auch in dieser Stadt kann es passieren, dass jemand abdreht und die Fäden reißen lässt, die ihn mit der Welt um sich herum verbinden. Und es kann passieren, dass ohne ersichtlichen Grund jemand auf offener Straße erschossen wird. Das ist natürlich ein absoluter Bruch aller Regeln des Zusammenlebens, ein Bruch, der nicht nur für die unmittelbar Betroffenen, ihre Freunde und Angehörigen fatal ist, sondern auch ein größeres gesellschaftliches Gesamtes in Frage stellt. Dementsprechend hartnäckig müssten die Ermittlungsbehörden an der Aufklärung arbeiten, möchte man gerne glauben. Aber tun sie das?

So, zum Ausklang aber von den hässlichen Seiten Berlins zu den erfreulichen. Berlin ist nämlich auch eine Stadt, in der so sympathische Träumer wie Dan K. Sigurd in schöner Regelmäßigkeit ihre Kunst/Lesung/Performance/Wasauchimmer-Abende zelebrieren. Der nächste findet am 25. März im Literaturcafé Tiramisu in Friedrichshain statt.

France-`15 - Tiramisu

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