Nicht anderer Leute Dackel

Sein Name ist zum Begriff geworden: „Horst-Schulz-Stricken“ nennen Stricker die Patchworktechnik, die er entwickelt hat. Er selber nennt sie „Neues Stricken“. Horst Schulz (79) hat Bücher darüber geschrieben und unzählige Schüler bei seinen Workshops in Europa und den USA unterrichtet. Einige von ihnen, etwa Liane Schommertz, haben mittlerweile selbst Strickbücher verfasst. Die Werke von Schulz wurden im Londoner Victoria and Albert Museum und im Museum Dahlem in Berlin ausgestellt.

Workshops gibt er jetzt keine mehr. Strickaufträge nimmt er auch nicht an. „Ich will nicht mehr stricken. Ich bin jetzt in die Jahre gekommen und wofür soll ich es noch tun? Das kommt dann nachher auf die Kippe, das muss ja weg.“ Auch früher hätte man keinen Pullover bei ihm in Auftrag geben können. „Ich werde Ihnen gerne zeigen, wie’s geht. Dann wissen Sie, wie lange das dauert, und Sie schätzen Ihre Arbeit. Ich bin nicht anderer Leute Dackel.“

Er legt auf einen gewissen Respekt vor dem handgefertigten Produkt Wert. Schönheit und Individualität, dafür kämpft er. Und gegen massengefertigte Langeweile. „Nur das, was ich übe, kann ich auch können“, sagt Schulz. „Ich arbeite nämlich daran, dass man sich von diesem Knöpfedrücken und Internetglotzen entfernt und wieder etwas Handwerkliches tut. Diese Sachen kommen immer von außen auf uns zu. Wir stopfen uns voll und glauben, wir werden glücklich. Das stimmt aber gar nicht. Wir werden immer vollgestopfter.“ Horst Schulz will die Menschen wegbringen von ihrer Isolation vor dem Bildschirm. Das gemeinsame Arbeiten in seinen Kursen war für ihn ein Schritt in die richtige Richtung. Gemeinschaft ohne Verlust der Individualität allerdings, das ist ihm wichtig. So wie seine Werkstücke aus einzelnen Stückchen bestehen, die doch miteinander verbunden sind.

Erschienen in TIP 26/2012

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