Mein Leben als Jäger

Gib mir einen Teller voll Augenschmaus und eine Scheibe vom Brot,
dazu eine Fee in der Flasche!
Da trinke ich die Flasche aus, die ganze Fee
in einem Zug.
Doch nicht ich muss brechen sondern das Licht in den Scheiben,
die vom Nachthauch trübe sind.
Was unsere Träume ausgedünstet haben,
hat dort ein neues Selbst gefunden.
So, als Kondensat,
baut es kleine Autobahnen,
um abwärts zu fahren.

Ganz unten, auf der Fensterbank,
liegen zwei Kastanien und zwei Nüsse.
Das ist es, was immer übrig bleibt und trocknet.

Mich entzückt
jeder Mundtropfen aus dem Tropfenmund,
wie jede Haarwelle im Wellenhaar knistert
und jedes Triebspiel voller Spieltrieb.

Du siehst, es wird mir
unerträglich, hier zu bleiben,
und du sagst es: „Geh fort,
geh doch die Dämonen jagen!“

Da entsetzen sich meine Muschelohren
und meine Hände zittern nach der Spindel und dem Rad.
So schließe ich die Türe hinter mir und blicke nicht zurück,
denn ich trage nichts als die Spindel, das Rad
und eine Tasche voll Zeit.

„Schwebend.“,
zischeln die Halme.
„Und blind.“,
schnarren die Tiere.

Da flüchte ich in den Wald,
suche den Weg zum Hügel,
auf dem der Galgenbaum steht.
„Im Fernsehen.“,
raunt mir der Baum.
Ich lege mein Ohr an den Boden.
„Und blutverschmiert.“,
gesteht mir die Erde.

„Es ist nichts, es ist nichts.“,
spricht mir der Rabe.
Ach, schöner schwarzer Vogel,
ich wäre so gern dein Kuckuckskind,
würde mich von dir mit Maden füttern lassen
bis ich Speck ansetzte.
Wenn ich dann dick erstarkt wäre,
würde ich dich schlucken.
Und dann, dann sprich mir noch ein letztes Mal:
„Es ist nichts.“
Und sprich wahr!

Der Rabe im Wald am Galgenbaum am Ast
blickt mich aus einem Auge an
und spricht mir:
„Es ist nichts.“
Er raschelt, flattert in die Luft,
doch ich folge ihm,
ein Spion im Unterholz,
niemals fliegend,
aber immer versteckt.

Denn ich werde die Spindel nach ihm werfen
und ihn mit Zwirn gefangen nehmen
um ihn ans Rad zu binden,
das sich immer drehen wird.
Und ich werde wissen,
dass meine Waffen gut sind,
denn ich habe sie zögernd gewählt.
Doch wenn ich wissen werde,
dass meine Waffen gut sind,
werde ich wissen,
dass meine Wahl gut war.

Zweig um Zweig
bricht im Dickicht,
dass darum Dickicht ist,
weil Zweig um Zweig bricht.
So versuche ich heimlich
zu folgen
und tue es auch
aber im Geheimen
folgen mir die Dämonen.

Ich sollte doch
schwach sein und stolpern!

Denn die Dämonen,
das weiß ich,
sobald ich irre,
sie würden mich holen,
dann dürfte ich den Raben verlieren.
Sie wären rosa und pelzig,
warm, das würde ich spüren,
und flauschig und weich.

Dann würde ich sehen
dass meine Waffen gut sind,
dann würde ich wissen,
dass meine Wahl gut war.

Aber ich würde auch wissen,
dass die Waffen
nicht nötig waren,
dass die Wahl
nicht nötig war
und dass das Zögern
unnötig war.

Eine Tasche voll Zeit?

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